Das Lied

Jeden Atemschlag den ich nehme, den verdien ich nicht. Ich weine nie wenn ich zu Hause bin, wenn es tagsüber ist und jeder mich hören kann. Nie weine ich. Zum ersten Mal heute. Das Risiko ist hoch, kommt jemand rein? Hört jemand mich? Ich hoffe nicht.
Ich sitze einfach nur hier, hör dieses Lied. Mir wird bewusst, dass ich anders bin. Das Leben rauscht an mir vorbei. Plötzlich ist mein Kopf leer und das Lied bestimmt alles, bedeutet alles. Ich fange an zu weinen. Einfach so. Ich denke nichtmal über meine Probleme nach. Ich höre einfach das Lied und fühle mich wie vor einem Jahr. Wie vor mehr als einem Jahr. Nichts hat sich gebessert. Ich bin nicht über dich hinweg. Ich versuch meine Tränen zu bändigen. Es geht nicht, vergeblich. Immernoch weine ich. Ich versuche aufzuzhören zu weinen und quäle mich. Fasse mir an den Kopf, zerbreche innerlich, atme nur noch im minutentakt Ein und Aus.
Wenn ich an dich denke, dann hör ich ganz plötzlich auf. Alles was ich mit dir asozoiere ist leer. Ich bin leer, alles ist leer. Ich mache auf Pause. Diese magische Stille. Ich fühle mich als hätte jemand Pause in mein Leben gesetzt. Plötzlich vermisse ich das Weinen.
Eben war es alles was ich hatte. Jetzt hab ich nichts. Ich mache das Lied wieder an. Schaue in den Spiegel, sehe mein verwischtes Make up. Ich hoffe ich kann wieder weinen. Jetzt. Ich sehne mich danach.
Das Lied geht wieder an. Ich wünschte, niemand anderes könnte es hören. Nur ich. Für den Rest meines Lebens. Das Lied ist mein Leben. Ich klinge Absurd. Ich weiß das.
Aber so ist das. Ich bin glücklich, ja glücklich. Das das Lied wenigstens etwas in mir auslöst. Dieses Gefühl, etwas wieder durchzumachen. Ich fühle mich wohl.
Plötzlich habe ich das Bedrängen nach Erfrischung. Aus dem Fenster springen zum Beispiel. Oder fliegen. Einfach das Gefühl von Leichtigkeit. Ich werde das Lied die ganze Nacht hören. Den ganzen nächsten Tag. Die ganze Zeit.

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