zeit und kleber.

"Du bist hübsch geworden.", sagt sie. Ich lächele. "Danke."
- Ich hasse diese Gespräche. Die, in denen mir andere Komplimente schenken. Komplimente, die nichtmal wahr sind. Und ich wie ich dann lächel, mich toll fühle und mich bedanke.
Anderes Gespräch: "Sag mal, das ist ja schon krank. Denkst du nicht, du überteibst es?", sagt sie. "Nein, ich nehme dadurch besser ab." Ich spiel die, die alles erreicht, was sie will. Sie sieht mich dabei, wie ich Kapseln nehme und die Verpackung liegt einfach rum, ich sollte nicht mehr Besuch kriegen. "Ja, aber dann wirst Du noch magersüchtig, sowas machen nur magersüchtige!". "Nein, ich will nur abnehmen, mehr nicht."
Es steckt viel mehr dahinter. ich will nicht 'nur abnehmen'. Das ist es nicht. Das was ich mache, das ist mehr. ich kann es nicht beschreiben, das ist einfach so. ich habe heute einen grund dafür gefunden, warum ich immer so aufdringlich bin. ich will aufmerksamkeit. dann will ich, dass sie mit mir lachen. und dann will ich, dass sie mich sympathisch finden. alles ganz logisch. dann mal zum thema abnehmen. ich will abnehmen. dann will ich, dass die anderen nicht denken, ich sei fett. dann will ich glücklich sein.
being thin means being lucky, happy. happiness means thinness. so einfach ist das. die theorie sitzt mehr als gut. aber die praxis nicht. ich hasse es. ich hasse mich. 'Cherie, mach weiter so!' sagt sie 'Du weißt Ja, must be skinny, must be skinny, must be skinny.' Ein Bild leuchtet in meinem Kopf auf. Dann später. 'Kotz es aus, du wirst fett! Kotz es aus, verdammt nochmal!'. "Ich kann nicht!" Du kannst. Ich konnte es. Ihre Schwester. Sie ist böse. Aber mittlerweile wird sie, Mia, mir immer symhatischer. 'Ach, okay, ich bin dir eben egal, ich wollte dir helfen! ich zwinge dich nicht, zu erbrechen! ich verlange nichts von dir und daran scheiterst du. schade, ich hab so viel zeit in dich investiert.' "Nein, so war es nicht gemeint", sagte ich zu ihr. Aber das was sie, Ana, sagt, stimmt. ich wollte nur ihr vertrauen. Denn ihr, mia, wollte ich nicht vertrauen.
Ich weiß, es ist krank, dass ich schon solche Gespräche führe. Krank nicht im sinne einer krankheit, einfach nur verrückt. crazy, anders. '' Na, alles klar? :)'', 'Joa, schon :b'. Ich werd zwar ein wenig gemein zu meinen freunden, aber sie bedeuten mir nicht mehr viel. sie haben auch gelästert, das weiß ich. beziehungsweise tun sie es immer noch. ich werde nie den moment vergessen, in dem ich dies erfuhr: Drei Mädchen, zwei davon gute Freundinnen von mir saßen irgendwo, wo ist gerade unwichtig. Wir hatten Streit. Eine zeigte den anderen  zwei ein Video von mir. In dem ich tanzte, es war von früher, wo wir noch befreundet waren. Es war ein Spaß video. ich hatte nur ne boxershort und ein top an, ein fehler. das mädchen, dass ich nicht so gut kenne meinte "Ist cherie fett, oder sieht das nur so aus?" Soweit, sogut. ich meine, es könnte ja auch nur so ausgesehen haben. die andere, und das hat mich sehr verletzt "Cherie ist übertrieben fett.". Das verletze mich sehr. so sehr, dass ich es nicht beschreiben konnte. sie hatte zwar recht, aber es tat weh. mehr als weh. ja, von meiner bis dahin noch so wunderbaren welt, brach ein stück ab. ein stück, aus dem jetzt ein ganzer, kleiner haufen geworden ist. zusammenkleben? das braucht zeit. und kleber. es ist wie in meinem leben. nur die zeit kann meine innerlichen wunden heilen. und dazu braucht es noch etwas: Perfektionismuss, Liebe. Die würden den Kleber symbolisieren.

2 Kommentare:

Katharina Maria K. hat gesagt…

du hast eine wunderbar fesselnde art zu schreiben. :)

Marina hat gesagt…

Dein Texte sind in einem wahnsinnig guten Stil geschrieben, da les ich echt jedes Wort und vorallem bis zum Ende. Aber der Text macht mich traurig...tut mir echt leid mit deinen "Freundinnen" und ich bin mir sicher du bist nich fett, lass dir da nichts einreden! Marina xx
http://modepueppchen.blogspot.com/